Spichernstraße 55

DDie von Hermann Josef Stübben (1845-1936) geplante Kölner Neustadt gilt als bedeutendste Stadterweiterung des Deutschen Reiches im ausgehenden 19. Jahrhundert. Im Zuge ihrer 1881 beginnenden Durchführung entstand westlich der Ringe zwischen Gladbacher Str. und Zülpicher Str. das sogenannte „Westend“, ein gutbürgerliches Wohnviertel, dessen Stadtorganismus geprägt ist von vornehmen, meist mit reicher Fassadengliederung versehenen Mietshäusern.

Die Spichernstraße, die im wesentlichen in den Jahren nach der Jahrhundertwende bebaut wurde (Blockraster mit parzellärer Bebauung), liegt wie auch die angrenzenden Parallelstraßen Werderstr. und Kamekestr. im Geviert zwischen den Hauptverkehrsachsen Venloer Str. und Gladbacher Str. bzw. Erftstr. (Neustadt-Nord), westlich des Stadtgartens und der Begrenzung durch die Bahnlinie mit anschließendem Grüngürtel und südöstlich des Neubaugebietes Mediapark. Das ehemalige großbürgerliche Mietwohngebäude Spichernstraße 55 ist Bestandteil des neustädtischen Bauensembles mit vorwiegend viergeschossigen Häusern mit in den Blockinnenbereich ragenden Seitenflügeln und z.T. Hinterhäusern (Nrn. 57-63) der Zeit des Historismus und des Jugendstils.

Das Eckgebäude auf spitzwinkliger Parzelle (mit abgeschrägter Ecke) an der Straßengabelung Spichern-/Gilbachstr. ist ein markantes Beispiel für die hochwertige Gestaltung der Eckbereichsbebauung und korrespondiert mit den sehr aufwändig in Werkstein gestalteten benachbarten Eckgebäuden Spichern-/Ecke Goebenstr.(Nrn. 9 und 16, 34a) mit auffallenden Erkern und Giebeln auf polygonalem bzw. halbrundem Grundriß. Die unmittelbar gegenübergelegene Parkanlage mit Eingang im Kreuzungsbereich ist prägend für den gehobenen Standard des mit den Ringanlagen über die Goebenstr. verbundenen Wohnviertels.

Das markante großdimensionierte und herrschaftliche Gebäude gewinnt seine Wirkung durch die den Kreuzungsbereich beherrschende breite und symmetrisch aufgebaute Eckfassade mit bekrönendem barockisierenden Ziergiebel. Die beidseitig im stumpfen Winkel an die Eingangsfassade sich anschließenden, flankierenden, die Baufluchten der Spichern- und Gilbachstr. markierenden siebenachsigen Fassaden mit gleichmäßig angeordneten Erkervorbauten, unterstreichen in Art einer barocken Inszenierung die städtebauliche Wirkung.

Lage

Eines der markantesten Gebäude des Viertels ist die Spichernstraße 55. Errichtet um 1913 und nach dem zweiten Weltkrieg erweitert, bietet das Objekt auf äußerst großzügigen Etagen Büroräume in wohnlicher Nachbarschaft mit einem unverbaubaren Blick auf den Kölner Stadtgarten. Seit 1950 ist das Gebäude Sitz einer renommierten Anwaltskanzlei sowie des europäischen Einzelhandelsinstituts. Hier wurde u. a. der EAN-Barcode erfunden.

Kaiserbüro in der Spichernstraße 55